Lesermeinungen: Windräder spalten Vachdorf
Bürger schildern ihre Sorgen, Hoffnungen und Kritik zum geplanten Bau von mehr als 20 Windkraftanlagen in der Region.
Lesermeinungen: Windräder spalten Vachdorf
📌 Solch einen Facharzt gibt es nicht
Dr. med. Wolfram Schilder, Steinbach-Hallenberg
Zu „Vachdorfer sorgen sich um ihre Gesundheit“, 28.8.25
In dem Artikel wird umfassend Frau Bellut-Staeck zitiert und sie zur Unterstreichung ihrer wissenschaftlichen Kompetenz als Fachärztin für Mikrozirkulation bezeichnet. Einen solchen Facharzt gibt es in Deutschland nicht. Sollte sie sich selbst so bezeichnen, müsste sich ihre Landesärztekammer darum kümmern. Sie ist Fachärztin für Allgemeinmedizin. Ebenso wird suggeriert, dass ein Medizinnobelpreis für die gesundheitliche Auswirkung von Infraschall vergeben wurde. Palopoutian und Julius bekamen 2021 den Nobelpreis für die Entdeckung von Temperatur- und Druckrezeptoren (Schall ist eine Form von Druck). Windräder waren nicht Gegenstand ihrer Forschung.
Sollten sich zukünftig wissenschaftlich valide gesundheitliche Auswirkungen von Infraschall, gleich welcher Quelle, nachweisen lassen, kann der durch Autos verursachte Infraschall nicht so banal wie in dem Artikel weggewischt werden. Ehrlicherweise muss man den Fahrzeugbestand in Deutschland (60,7 Millionen Autos) dem Bestand der Onshore-Windkraftanalgen (28.766) gegenüber stellen oder besser die Kilometerfahrleistung mit der Windradlaufzeit. Autos fahren auch bei Windstille. Sind dann der angegebene angebliche Gefahrenradius von 10 bis 15 Kilometer um Infraschallquellen auch auf viel befahrene Straßen anzuwenden?
Statt nur wissenschaftlich fragwürdige Meinungen zu zitieren und als Fakten darzustellen, sollte in der aufgeheizten Stimmung in unserer Region besser auf der Wissensseite der Zeitung ein seriös recherchierter Artikel dazu erscheinen.
🌳 Ärzte und Geschäfte statt Windkraft
Jana Both, Vachdorf
Wenn ich abends in Vachdorf im Bett liege, höre ich – nichts. Nur Stille. Kein Lärm, kein künstliches Licht wie in der Stadt. Während meiner Weiterbildung, als ich drei Jahre lang regelmäßig eine Woche im Monat in Kassel verbrachte, habe ich richtig gespürt, was für ein Schatz unsere Heimat ist. Zwölf Wochen Großstadt im Jahr haben mir gezeigt: Hier in Vachdorf haben wir eine Idylle, die man nicht kaufen kann – Ruhe und eine erholsame Natur.
Umso härter trifft es mich, was ich in Erfurt bei der Anhörung der Petition im Thüringer Landtag erlebt habe und auch in der letzten Gemeinderatssitzung in Vachdorf: Das Festhalten an den geplanten Windräder und der Umgang mit uns Bürgern. Ich ging erschüttert und enttäuscht nach Hause.
Mir liegt die Natur am Herzen. Windkraftanlagen in diesem Ausmaß bedeuten nicht nur sichtbaren und hörbaren Lärm. Viel schlimmer ist das, was man nicht sieht. Dazu zählen gigantische Fundamente, massive Flächenversiegelung, der Verlust von Böden. All das erhöht das Risiko, dass wir bei Trockenperioden und Starkregen von Schlamm und Wasser überrollt werden. So etwas ist kein Klimaschutz, sondern Raubbau an unserer Heimat.
Ich wünsche mir, dass unser Bürgermeister seine Kraft nicht in den Dienst von Windkraft-Lobbyisten stellt, sondern für uns Bürger eintritt. Vachdorf braucht anderes: wieder eine ärztliche Versorgung, wie wir sie früher hatten. Wichtig für unser älteren Bürger ist, wieder die Möglichkeit zu schaffen, Lebensmittel im Ort einzukaufen. Das sind die Aufgaben, die unser Leben hier lebenswert machen – nicht der Bau eines Windparks in apokalyptischen Ausmaßen.
Ich habe in diesem Jahr bewusst in mein Geschäft im Ort investiert, weil ich dachte: Ich habe ein wundervolle Heimat und kann meinen Beitrag zur Belebung des Ortes leisten. Nun habe ich Angst, dass mir all das genommen wird. Darum bitte ich alle Mitbürger: Kommt zu den Veranstaltungen, hört selbst zu, macht euch ein Bild. Der Zusammenhalt in unserer Dorfgemeinschaft ist entscheidend. Nur gemeinsam können wir erreichen, dass Vachdorf eine lebenswerte Heimat bleibt.
⚡ 26 Windräder rund um Vachdorf
Anne-Marie Fritz, Vachdorf
Herr Baumann meint, dass die junge Generation Windkraftanlagen positiv gegenübersteht. Als 22-Jährige gehöre ich zur jungen Generation und kann nicht glauben, dass mein idyllisches Zuhause inmitten der Natur bald in einen Windpark verwandelt wird.
Lebensqualität und die gesunde Umgebung meiner Heimat liegen mir sehr am Herzen. Nun habe ich erfahren, dass um ganz Vachdorf herum circa 26 Windräder von über 265 Meter Höhe gebaut werden sollen. Dabei wurde beim Bürgerentscheid zu 63 Prozent gegen Windkraftanlagen gestimmt. Da ist es eigentlich die Aufgabe unseres Bürgermeisters, demokratisch zu handeln, also im Interesse der Bürger.
Außerdem scheinen gesundheitliche Risiken durch Infraschall, mikroplastischen Abrieb und so weiter nicht relevant genug zu sein. Dabei werden gesundheitliche Beeinträchtigungen, die mit Inbetriebnahme der Windräder zu erwarten sind, vielfältig beschrieben.
In so einer unsicheren Gegend eine Familie zu gründen und seine Zukunft zu gestalten, muss gut überlegt sein. Wenn man jung und gesund ist, kann man sich an einem Ort mit besseren Lebensbedingungen niederlassen. Die Älteren haben keine Wahl!
🤝 Wie unsere Kommunalpolitiker zu den Sorgen ihrer Bürger stehen
Monika Vierling, Vachdorf
Mein Name ist Monika Vierling, ich bin 70 Jahre alt und habe mein ganzes Leben in Vachdorf verbracht. Umso mehr liegt mir unser Ort, unsere Gemeinschaft und unsere Gesundheit am Herzen.
Die Frage, die ich stellen möchte, ist einfach: Nehmen unsere gewählten Kommunalpolitiker die Sorgen der Bürger ernst – oder sehen sie in den geplanten Windkraftanlagen nur eine Einnahmequelle?
Am 26. August, während der öffentlichen Gemeinderatssitzung, zeigte sich leider ein beunruhigendes Bild. Viele Einwohner waren gekommen, um Antworten auf drängende Fragen zu erhalten. Stattdessen wurden sie Zeugen eines Auftritts, der an Respekt und Stil vermissen ließ.
Ein unbekannter Mann betrat spät den Raum, ohne Vorstellung, ohne Erklärung. Erst auf Nachfrage stellte er sich als neuer VG-Vorsitzender vor – eine Rolle, die offenbar das Recht auf Anwesenheit verleiht, nicht jedoch auf brüskes Auftreten. Wer mit den Bürgern reden will, sollte sich zuallererst vorstellen und nicht so tun, als sei Höflichkeit eine entbehrliche Zierde.
Noch gravierender war seine Reaktion auf die Frage, wie er zu den Sorgen der Anwesenden stehe: herablassend, abweisend, beschämend. Auf die von Bürgern an den Thüringer Landtag gerichteten Petitionen äußerte er, diese interessierten ohnehin niemanden. Schreiben würden ungelesen abgeheftet. Ein Schlag ins Gesicht für alle, die ihre demokratischen Rechte wahrnehmen.
Als Krönung verkündete er, in Zukunft könnten Flächen für Windkraftanlagen notfalls durch gesetzliche Änderungen erzwungen werden – ein Szenario, das an Enteignung grenzt. Demokratie mit Diktatur-Elementen? In meinen Augen eine erschreckende Drohung.
Ich frage mich: Ist das die Haltung, die uns Bürgern gegenüber künftig gepflegt werden soll? Ignoranz, Arroganz und Überheblichkeit? Gerade von einem jungen Mann, der zunächst zeigen müsste, ob er Verantwortung überhaupt tragen kann. In vier Jahrzehnten Berufsleben habe ich viele Vorgesetzte erlebt – ein solch respektloses Verhalten allerdings nie.
🩺 Gesundheitliche Gefahren dürfen nicht kleingeredet werden
Sieglinde Fritz, Vachdorf
Wenn der Bürgermeister von Vachdorf einen Windpark von 20 Anlagen und ein Umspannwerk auf dem Krayen als wichtigen Beitrag der Vachdorfer zur Energiewende sieht, kann das nur seine persönliche Meinung sein. Dabei in Anspruch zu nehmen vorsorglich global zu denken und die regionale Sichtweise der Bürger außen vor zu lassen, ist unverzeihlich. 63 Prozent der Bürger haben sich gegen den Windpark ausgesprochen. „Bedenken wegen Infraschall und Rotorabrieb oder mögliche Folgeschäden sehe ich nicht.“
Herr Baumann befand sich im Erfurter Landtag im Publikum, als Frau Dr. Bellut-Staeck, Fachärztin, freie Wissenschaftlerin und Wissenschaftsautorin die Studienergebnisse einer Gruppe von Wissenschaftlern, die sich mit den Auswirkungen von Infraschall und Rotorabrieb auf den Menschen sowie Tier und Pflanzenwelt befasst, vorstellte.
Die Studienergebnisse waren niederschmetternd! Gehäuftes Auftreten von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Suiziden, Leukämien und andere bösartige Erkrankungen, Geburtenrückgang und Missbildungen. Kopfschmerzen, Übelkeit und Leistungsabfall waren noch die harmlosesten Auswirkungen. Bei Kindern kamen Konzentrationsschwächen und Lerndefizite dazu.
Unbedingt zu erwähnen ist ihre Aussage, dass die genannten Faktoren für die bisher gebauten Anlagen gelten, für die Anlagen heutiger Größen (265+m), würde das einen Anstieg der Emissionen in der dreifachen Potenz bedeuten. (Die Kurzfassung der Studie kann unter dem Namen der Autorin online abgerufen werden.)
Soviel dazu, dass man keine Bedenken sieht. Aber alles kein Problem, denn „sollte es zunehmend zu gesundheitlichen Schäden in der Bevölkerung kommen, müssen diese konkret nachgewiesen und können im Landratsamt im Fachdienst Emissionsschutz zur Anzeige gebracht werden.“
Dann stehen die Windkraftanlagen und kein Arzt wird sagen, dass die Beschwerden von den Windrädern kommen. Um dass nachzuweisen bedarf es langjähriger Studien, die der Normalverbraucher gar nicht anordnen bzw. bezahlen kann.